Der Übergang vom Kind sein zum Jugendlichen dauerte bei mir einige Jahre, die sich für mich, und mit Sicherheit auch für meine Eltern, nicht immer leicht gestalteten. Es gab plötzlich hier und da einige Dinge über die ich mit meinen Eltern nicht mehr reden wollte, Sachen bei denen Freunde (oder später in der Jugendzeit dann auch der Freund) bei der Bewältigung von Problemen, die im Nachhinein gesehen meist nicht wirklich welche waren, im Vordergrund standen.
Den ersten entscheidenden Einschnitt, bei dem sich die Tendenz vom Kind sein Richtung Jugend verändert hat, würde ich zeitmäßig zwischen letzte Klasse Volkschule und 1. bzw. 2. Jahrgang Hauptschule legen, denn hier musste ich mich das erste Mal in meinem Leben, auf Grund dessen dass ich ein kleines Pummelchen war, so richtig durchkämpfen. Das gelang mir auch, ich fand neue Freunde und eine neue Clique und so fing ich an mich mehr und mehr für mein eigenes Aussehen und auch für Jungs zu interessieren, das klassische Boygroup-Fieber zu dieser Zeit darf man natürlich auch nicht vergessen.
Als ich mit knapp 15 meinen langjährigen Freund, der drei Jahre älter als ich war, kennen lernte wurde ich von Tag zu Tag von meinen Eltern unabhängiger, verantwortungsbewusster und ein Stück weit erwachsener. Das war zusammen mit dem Übertritt von der Hauptschule in die HAK mit Sicherheit die zweite Phase weg vom Kind sein in Richtung Jugend. Ich habe mir von diesem Zeitpunkt an mehr Gedanken darüber gemacht, was ich denn nun jetzt aus meinem Leben machen möchte, sei es welchen weiteren Berufs- bzw. Bildungsweg ich einschlagen möchte etc. Zu dieser Zeit wurde dann auch mein Freund mein Ansprechpartner Nummer Eins und hat meine Eltern endgültig abgelöst.
In all den Jahren, die für mich, wie wahrscheinlich jedes Kind/jeden Jugendlichen, nicht wirklich einfach waren, waren für mich meine Eltern eine wahre Stütze. Sie haben mir, solange die Schulnoten gut waren, genug Freiraum gegeben um mich frei zu entfalten und mich in jeder Lage unterstützt. Auch heute noch eine wichtige Person in meinem Leben ist meine Oma, bei der ich als Kind und Jugendliche viel Zeit verbracht habe.
An einen genauen Zeitpunkt an dem meine erste Jugendzeit begann kann ich mich nicht erinnern, jedoch wurde ich durch mehrere „kleine“ Ereignisse immer selbständiger, erlangte mehr „Rechte“ und wurde auf mein weiteres Leben vorbereitet. Solche Ereignisse waren zum Beispiel die ersten Schularbeiten, die Radfahrprüfung, die es mir dann erlaubte mit dem Rad zur Schule zu fahren, und vor allem auch der Wechsel ins Gymnasium. Eine sehr wesentliche, auffällige Veränderung zwischen Kindheit und Jugendzeit war, dass das spielerische Lernen bedeutend reduziert wurde. Dadurch haben sich neue Lerntechniken entwickelt.
Neue Fragen und Probleme traten vor allem in Bezug auf Jungs auf. Schlagartig machte es plötzlich einen großen Unterschied mit welchem Geschlecht man seine Freizeit verbrachte. Man konnte nicht mehr so unbeschwert mit jedem reden, denn auf einmal wurde alles hinterfragt und man musste sich rechtfertigen. Aber auch unten den Mädchen bzw. Jungs wurden die Gruppenbildungen und Abgrenzungen wesentlich extremer als zuvor.
Meine Werte und Interessen haben sich generell nicht verändert, jedoch wurden sie stärker ausgeprägt bzw. auch etwas konkreter. Zum Beispiel war ich immer schon sehr sportlich und habe einige Sportarten ausprobiert. In meiner Jugendzeit habe ich im Gegensatz zur Kindheit vorwiegend Ballsportarten gewählt und mich verstärkt auf Teamsport konzentriert. Diesen habe ich dann auch leistungsmäßig betrieben und nicht wie früher vorwiegend aus Spaß und Spielerei. Verändert hat sich, dass vor allem abseits des Teamsports Zeit für mich bzw. auch Freizeitaktivitäten zu zweit oder in eher kleineren Gruppen sehr wichtig wurden.
In der Jugendzeit wurden Freunde sehr wichtig, da man sich von diesen mehr Verstanden fühlte, diese hatten die selben Probleme und Interessen und daher konnte man mit ihnen über alles reden. Jetzt im Nachhinein denke ich jedoch, dass auch meine Mutter eine wesentliche Rolle gespielt hat und vor allem in der ersten Jugendzeit ein Halt für mich war. Unbewusst war es ein sehr schönes Gefühl nach Hause zu kommen, jemand ist da und man konnte gleich das Erlebte erzählen und somit seinen Frust loswerden oder die Freude mit jemandem teilen, auch wenn der Wunsch nach Freiheit, Zeit und Raum für sich - ohne Eltern - immer mehr wuchs.