Übergänge II … Von der Kindheit zur Jugend

Plötzlich kein Einzelkind mehr

Es ist eigentlich jetzt das erste mal so richtig, dass ich über den Übergang von meiner Kindheit in die Jugend nachdenke und mir dessen auch bewusst werde, wodurch ich beeinflusst wurde und was mich, im Nachhinein gesehen auch geprägt hat.

Ich darf behaupten, dass ich eine unbeschwerte Kindheit hatte, mit den einen und anderen Streitigkeiten, welche jeder sicher auch kennen gelernt hat, welche aber keine einschneidenden Eindrücke bei mir hinterlassen haben. Selbstständig war ich von klein auf, ich wurde so erzogen, und dass meine Mutter gearbeitet hat, hat sicher auch einen Beitrag dazu geleistet. Ebenso, dass mein Vater Außendienstmitarbeiter war und deshalb auch mindestens 3 Tage in der Woche nicht zuhause war. Doch ich kam sehr gut damit zurecht. Schon als Kind hatte ich viele Freunde und das ist auch bis heute so geblieben, dass ich in den unterschiedlichsten Situationen leicht Anschluss finde.

Ein wichtiges Ereignis hat sich ereignet, als ich 12 Jahre alt war. Ich wollte immer ein kleines Geschwisterchen, doch es kam nie dazu und nun sollte es soweit sein, nur „wollte“ ich damals einfach nicht mehr. Sehr gut hatte ich mich mit der Situation und dem Leben als Einzelkind abgefunden und plötzlich sollte da noch jemand kommen und mir vielleicht sogar „meinen“ Platz wegnehmen? Leider muss ich sagen, dass es wirklich so gekommen ist. Meine Mutter hat aufgehört zu arbeiten (alleine das war schon eine große Umstellung, dass jetzt immer jemand zuhause ist) und ich musste (!) auch sehr oft auf meinen kleinen Bruder Christian aufpassen. Von da an, kann ich behaupten, wurde ich gerade so in meine Jugend gestoßen. Es soll jetzt auch nicht eifersüchtig klingen, denn auch meinen Großeltern ist das aufgefallen und so fand ich in ihnen oft den nötigen Ansprechpartner für meine Probleme und sie verstanden mich sehr gut und halfen mir weiter, wo sie nur konnten. Mein Vater musste anschließend auch nicht mehr in den Außendienst und kam unter der Woche immer nach Hause, was wiederum eine große Umstellung für mich war, denn ich hatte keine sehr enge Bindung zu ihm. Für ihn ist mein kleiner Bruder einfach „sein Bua“.

Wie schon gesagt, suchte ich immer öfter „Zuflucht“ bei meinen Großeltern und war sehr froh darum. Sie unterstützen mich oft und verstanden mich ganz einfach. So kleine Dummheiten die man macht (die erste Zigarette rauchen, Alkohol ausprobieren, länger fortgehen als erlaubt etc.) verstanden sie ganz einfach besser. Irgendwie hab ich dort meine „Ersatz“eltern gefunden und bin wahnsinnig froh darüber.

Nachgrübeln über „Gott und die Welt“

Dies ist das erste Mal, dass ich bewusst über diesen Übergang zwischen Kindheit und Jugend nachdenke. Ich versuche zuerst einmal die wichtigsten Menschen, die mich in dieser Phase begleiteten zu analysieren, meine Familie und meine Freunde.

Ich wuchs in einer sehr harmonischen Familie auf. Mein Vater ging in Pension als ich 12 Jahre alt war und meine Mutter ist Hausfrau. Ich habe 4 Geschwister – 3 Brüder (38, 36, 34 Jahre) und eine Schwester (28 Jahre). Als Nesthäkchen genoss ich typischerweise nun etwas mehr Aufmerksamkeit als meine Geschwister, da ich sie nicht teilen musste. Trotzdem legten meine Eltern auch viel Wert darauf, dass ich ein gewisses Maß an Selbstständigkeit erlerne. Ich machte meine Hausarbeiten immer alleine und spielte, zeichnete und bastelte oft stundenlang völlig alleine und dies machte mir nichts aus. Meine Geschwister waren für mich immer mehr Vorbilder und Beschützer - und sie ärgerten mich kaum (im Vergleich zu anderen älteren Geschwistern). Mein älterer Bruder zum Beispiel zog aus, als ich noch ein Baby war. Prägend war für mich auch die Tatsache, dass ich sehr früh (mit 11 Jahren) Tante wurde. Dies stärkte früh mein Verantwortungsbewusstsein und übte mich auch früh im Umgang mit Babys und Kleinkinder.

Das zweite Grundgerüst für mein erfolgreiches Erwachsenwerdens sind meine Freunde. In erster Linie spielt hier besonders meine beste Freundin eine Rolle, die mich seit dem Kindergarten auf meinem gesamten bisherigen Lebensweg begleitete und ich sie. Rund um uns bildeten sich Freundschaften mit anderen Jugendlichen. Auch diese sind sehr beständig und nicht nur von kurzer Dauer - wie ich es oft bei anderen Schulkolleginnen bemerkte – und darauf bin ich sehr stolz. Die meisten Freundschaften hielten bis jetzt an und ich glaube von mir sagen zu können, dass meine Freunde sich nicht scheuen bei Problemen zu mir zu kommen. Diese Kontinuität, das gegenseitige Kennen und einander Vertrauen und sich auf einander „verlassenkönnen“ denke ich, ist der Grund, warum ich mir nie alleine auf meinem Weg vorkomme und ich nie große Probleme mit dem Erwachsenwerden hatte.

Ich kann, wenn ich so zurückblicke, keine genaue Zeitspanne nennen, in der ich erwachsen wurde. Es war so zu sagen ein fließender Übergang. Kontinuierlich verstärkte sich auf jeden Fall das Nachgrübeln über „Gott und die Welt“. Man legt Aussagen seiner Mitpersonen auf die Waagschale, analysiert sie, überlegt was damit gemeint ist. Man grübelt über seine Zukunft und man denkt über die Konsequenzen jeder seiner Handlungen nach. Ich erkenne nun, dass einfach die Unbeschwertheit des Kindseins sich ganz langsam verflüchtigt hatte. Gab es Probleme, habe ich immer versucht selbst ohne Hilfe damit zurecht zu kommen. Dies tue ich jetzt noch. Ich möchte andere nicht mit meinen Problemen belasten, aber ich helfe gerne andere bei ihren…


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