Ich wohnte bzw. wohne in einem kleinen Dorf am Land und die Volksschule war fast direkt vor meiner Haustür. In meiner Volksschulklasse waren nur Schüler aus meinem Ort und unsere Lehrerin wohnte ebenfalls nicht weit von uns. Dementsprechend gut und kollegial war auch das Verhältnis das wir Schüler zueinander und auch zu unserer Lehrerin hatten.
Nach der Volksschule wechselte ich allerdings in ein Realgymnasium. 15 km von meinem Heimatort entfernt und ich musste jetzt mit dem Bus oder dem Zug zur Schule fahren. Am schwierigsten war aber die Trennung von meinen Freunden. Nur eine Freundin wechselte mit mir ins Gymnasium. Die anderen besuchten alle die Hauptschule und diese war zu dieser Zeit für uns auch viel ‚cooler’.
Wenn ich an diese Zeit zurückdenke erinnere ich mich vor allem an Schwierigkeiten die ich durch das veränderte Lehrer-Schüler Verhältnis hatte. Die Lehrer waren jetzt ‚wirkliche’ Respektpersonen und nicht mehr meine ‚Nachbarin’. Besonders schwer viel mir vor allem deren Anrede mit ‚Professor’ und auch der Wechsel vom DU zum SIE war nicht ganz so einfach.
Ich musste auch massive Freizeitkürzungen hinnehmen. Es waren viele Hausübungen zu erledigen und ich musste für Schularbeiten lernen.
Ein paar Jahre später tauchte aber ein völlig anderes Problem auf. Meine Interessen änderten sich und anstatt Zeit für die Schule zu investieren, wollte ich Zeit mit meinen Freunden verbringen. Das wohl größte Problem für mich zu dieser Zeit waren meine Eltern. Die waren meiner Meinung nach nämlich zu streng und schränkten mich viel zu sehr ein.
Da meine Schulleistungen nachließen und ich mich auch nicht immer an die Vorschriften meiner Eltern hielt, hatten wir zu dieser Zeit sehr häufig Differenzen.
Meine Jugendzeit von 10 bis 15 Jahren kann ich getrost als eine sehr stürmische bezeichnen. Der Grund für diesen Sturm war die sich abzeichnente Scheidung meiner Eltern. Mit 10 Jahren kam ich auch zu den St. Florianer Sängerknaben. Ein Grund dafür war meine damals sehr prägnant vorhandene Musikalität. Ein zweiter war, dass mich damit mein Vater aus dem herrschenden Spannungsfeld heraushalten wollte. Nun, die örtliche Trennung funktionierte, die Situation daheim bekam ich trotzdem voll mit.
Da waren nun gleich mehrere „einschneidende Veränderungen“ spürbar: Die Basis meiner Kernfamilie began sich aufzulösen, ich pupertierte in dieser Zeit, das erste Verlieben war mit voller Wucht spürbar und die Größe der Musik die ich in dieser Zeit erleben durfte, bekam ich auf eine unschuldige und doch so klare Intensität zu spüren.
Auf der einen Seite spürte ich eine Drang nach mehr Eigenständigkeit auf der anderen war ich gezwungen diese auch zu leben, denn inzwischen war die Scheidung vollzogen und die sogenannten „Familienverhältnisse“ waren nicht mehr der sichere Schoß den ich von früher kannte. Die Verantwortung die ich in der folgenden Zeit bekam wirkte sich auf zwei Arten aus: Ich wurde wesentlich schneller „reifer“ und gleichzeitig wirkten sich die äußeren Umstände auf mich in einer Art Hilfeschrei aus: Ich wurde im Internat immer auffälliger, war der Clown, der Unterhalter, tat einfach alles um das zu bekommen, dass mir Zuhause fehlte: Anerkennung. Fazit: Ich flog aus dem Internat und beendete so frühzeitig meine Sängerknabenkarriere. Die folgenden Jahre durfte ich leider nicht so behütet und in einem funktionierenden Familienverband erleben wie dies in meiner Kindheit funktionierte.